Montag, 16. September 2013

Herr Rilke und die Geduld.

Scheint fast so, als wäre ich nicht die Erste gewesen, die sich zum Thema Geduld so ihre Gedanken gemacht hat ;) Heute bin ich über ein Gedicht gestolpert. Und jede einzelne Zeile hat mich besetzt, die Widerhaken der Wörter haben sich tief in meinen Geist gebohrt. Gut so. Feiern wir das Leben jetzt, anstatt uns vor der Zukunft zu fürchten!
"Und von den Fragen lebt man direkt in die Antworten hinein"....  Wunderschön... Danke dir, Herr Rilke!

Über die Geduld
(von Rainer Maria Rilke)

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…

Man muss Geduld haben.

Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen