Montag, 12. August 2013

Mein Lehrer - das Feld.

Heuer ist ein Feldjahr der Herausforderungen. Zuerst Schnecken. Die erste Saat niedergemäht. Das frohe Gärtnerherz sagt sich "Macht ja nix" und schreitet zur nächsten Aussaat. Die Hälfte wieder ein Festmahl für die Schnecken. Die andere Hälfte überlebt. Teilerfolg.

Basteln an einem Plan B. Das Ergebnis: Anfällige Kulturen in der Wohnung vorziehen bis groß genug, dass Herr und Frau Schneck keine Chance mehr haben. Die Wohnung sah aus, als würden wir in einem Gewächshaus leben. Die Pflanzen durften überall hin, wo Sonne war und verdrängten uns Mitbewohner in die finsteren Ecken :) Plan B ging auf. Erleichterung.

Dann wurde es warm. Es wurde heiß. Und es blieb heiß. Eine meiner gärtnerischen Grundregeln: Es wird nur in absoluten Ausnahmefällen gegossen. Ich hätte dies als Ausnahmefall durchgehen lassen, aber die paar Regentonnen am Feld schon lange leer. Sonst kein Wasser in der Nähe.

Deshalb immer wieder das Stoßgebet um Regen, in der zweiten Hälfte des Tages Ausschau halten nach Wolken. Half alles nix.

Letzte Woche kam ich zum Feld.
Vertrocknete, hängende Blätter. Dürre Pflanzen. Mitten im Überlebenskampf. Es sah schlecht aus. Sogar hartgesottene Überleber wie Rote Rüben oder Zucchini waren übel mitgenommen.

Ich fiel auf die Knie, starke Emotionen überkamen mich. Ich wußte nicht, wollte ich fluchen, weinen oder schreien. Saß in voller Verzweiflung zwischen den Pflanzen, wüste Pläne schmiedend, wie ich Wasser in großen Mengen zum Feld schaffen könnte.

Und dann spürte ich die Pflanzen. Trotz dieser tragischen Situation, diesem Befinden "Auf-Messers-Schneide" waren sie ruhig. Sie waren freundlich. Keine Spur von Verzweiflung oder Aufgeben. Die Pflanzengeister stellten sich dem was ist. Ich ließ mich auf diese Energie ein, blieb und meditierte.

Kurze Zeit später, Regen in ausreichender Menge.

Mein Feld lehrt mich Geduld und Gleichmut. Es lehrt mich, das Leben so zu nehmen wie es ist. Mich nicht von Emotionen dahinraffen zu lassen. Da wird nicht gesuddert und geschimpft. Nein, da wird das Beste daraus gemacht. In aller Ruhe.

Mein Feld lehrt mich Vertrauen zu haben in den Gang des Lebens. Im Wissen, dass nach Zeiten der Entbehrung wieder Zeiten der Fülle kommen werden.

So wie heute. Ich besuchte ein Feld der Freude.



Äußerst nette Meckeranten am Wegesrand...



Sogar die Kohlsprossen haben überlebt

Dattelwein Tomaten

Rote Kugel Rübe

Meine Gurken heißen "Tanja" - ohne Schmäh :)

Extrasüßer Zuckermais

Salatrauke in Blüte und beginnende Samen-Bildung

Gold Rush

Zwiebel-Samen für die nächste Saison

Butternuss

Fenchel in Blüte - "Perfektion" sein Name




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